Entwicklungen an der „Wolbecker“
Für Eltern ist es heute existentiell wichtig, für ihre Kinder schon weit vor dem Schuleintritt ein Betreuungs- und Förderangebot zu haben. Nicht nur unter dem Aspekt, den Kindern primäre Bildung zu ermöglichen, sondern um überhaupt den Familienalltag mit zwei berufstätigen Elternteilen oder eines allein erziehenden Elternteils organisieren zu können, ist ein Angebot hier unverzichtbar.
Bereits zur Zeit des 1. Weltkrieges wurde die Bedeutung frühkindlicher Betreuung in der Stadt Münster von Rat und Verwaltung erkannt. Viele Frauen, deren Männer als Soldaten im Einsatz waren, wurden für die Kriegswirtschaft dringend benötigt und mussten ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Ohne eine gesicherte Betreuung aller Kinder vor dem Schuleintritt war den Frauen die Erwerbsarbeit nicht möglich. Nach dem Ende des 1.Weltkrieges wurde der grundlegende Zusammenhang von Kinderbetreuung und Frauenarbeit immer deutlicher evident.. (Quelle: Stadtarchiv)
Alle katholischen und evangelischen Kitas und Familienzentren in den Quartieren entlang der „Wolbecker“ bieten heute Plätze im U 3 Bereich an. Die Nachfrage von Eltern nach dieser Betreuung für die Jüngsten ist groß und übersteigt das Angebot der Kitas und Familienzentren.
Großtagespflegestellen an der „Wolbecker“
In den letzten Jahren haben sich im Bereich zwischen dem Bremer-Platz und dem Ring sogenannte Großtagespflegestellen etabliert, in denen Kleinkinder von fachlich geeigneten Personen betreut werden. Tagesmütter, Tagesväter sowie traditionell Oma und Opa versuchen die Lücken in der Kinderbetreuung zu schließen. Für alle Großtagespflegestellen in Münster gilt, dass hier maximal 9 Kinder durch zwei erfahrene und qualifizierte Tagespflegepersonen in geeigneten Räumen betreut werden. „Die Voraussetzungen für die Erteilung der Pflegeerlaubnis und die Anforderungen an die Räume sind in den Münsteraner Standards für Großtagespflege festgelegt (siehe muenster.de, Formen der Kindertagespflege). Hier eine Kurzvorstellung der Einrichtungen.
Wolbecker Straße 90: Die „Hansa-Füchse“
Seit dem 01.08.2020 bietet das Hansa-Berufskolleg in Kooperation mit der Stadt Münster mit der Kindertagespflege „Hansa-Füchse“ für Lehrerinnen und Schülerinnen eine Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder im Alter von 1bis 3 Jahren in Räumen an der Wolbecker Straße 90 an. Ziel der Kooperation ist ..die nachhaltige Förderung der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie“ ( laut Homepage Hansa-Berufskolleg, Stand 01.02.2023) Freie Plätze, die nicht von der direkten Zielgruppe genutzt werden, stehen zur externen Nutzung bereit. Auf der Schulhomepage ist eine Anfragemöglichkeit installiert.
Außenansicht W 58
Wolbecker Str. 58 „Piepmätze“
Die Großtagespflegestelle existiert nach Umbau der zuvor als O2 – Verkaufsbüro genutzten Räume seit 2019. Sophia und Dominik sind qualifizierte Kindertagespflegepersonen zertifiziert durch den Bundesverband für Kindertagespflege und verfügen jeweils über eine Pflegeerlaubnis nach § 43 SGB VIII. Sie betreiben auf Grundlage des gesetzlichen Rahmens in Eigenregie und Eigenverantwortung die Großtagespflegestelle. Einen essenziellen Baustein stellt die Kooperation mit der Beratungsstelle für Kindertagespflege der Stadt Münster dar, die auch eine enge Zusammenarbeit mit einer Fachberaterin beinhaltet. Insgesamt werden neun Plätze für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren angeboten. Pro Kindertagespflegeperson dürfen max. vier bzw. fünf Kinder aufgenommen werden.
Die „Piepmätze“ bieten eine Betreuungszeit von 8.30 – 15.30 Uhr. Frühstück und Mittagessen bereiten die Kindertagespflegepersonen vor Ort frisch zu, die Eltern zahlen ein monatliches Essensgeld.
Gestalteter Innenraum der „Piepmätze“
Spielraum bei den „Piepmätzen“
Umbau- und Ausstattungsmaßnahme wurden durch Mittel des Bundes und des Landes NRW sowie durch einen freiwilligen städtischen Zuschuss finanziert. Die Stadt Münster übernimmt auch die monatlichen Mietkosten für die Räumlichkeiten. Die selbstständigen Betreiber als Kindertagespflegepersonen zahlen einen geringen Eigenanteil und anteilige Nebenkosten.
Im Tagesprogramm gibt es neben den Mahl- und Ruhezeiten Bewegungs- und Kreativangebote für die Kleinen. Die überwiegende Mehrheit der „Piepmätze“ kommt aus dem Umfeld der Einrichtung, das Angebot ist auf die Innenstadt begrenzt. Aufgenommen wird im Regelfall im Sommer, wenn die „ältesten“ Nutzer in eine Kita wechseln. Die Nachfrage nach dem Angebot ist nach wie vor sehr groß. Immer wieder klopfen Eltern an, um sich nach Plätzen für ihr Kind zu erkundigen. So erzählten es die beiden Gestalter der Einrichtung im Gespräch.
Wolbecker Str. 56: Die „Kinderbude“
Bunt und unübersehbar die „Kinderbude“
Die „Kinderbude“ gibt es seit 2020, zuvor war dort seit ca. 2013 eine ähnliche Einrichtung die „Hansakids“ ansässig. Davor war in den Räumen über Jahrzehnte die „Hansa-Apotheke“ der Familie Miram beheimatet. Die Großtagespflegestelle betreut 9 Kinder im Alter von 1- 3 Jahren in der Zeit von 8.00 – 15.00 und wird von den qualifizierten Kindertagespflegepersonen Ralf und Regina betrieben. Beide äußerten im Gespräch ihren Eindruck : „Der Kontakt zu den Kindern und den Eltern ist eng und gut.“ Man startet mit einem offenen Beginn in die Tagesstruktur und arbeitet nach eigenem pädagogischen Konzept.
Die Nachfrage nach Plätzen ist sehr hoch, aktuell übersteigt sie mehrfach das tatsächliche Angebot. Parallel zum Kindergartenjahr werden neue Kinder im Juli/August aufgenommen. Das Aufnahmepotenzial liegt bei 2-4 freien Plätzen.
Eltern bewerben sich über den städtischen Kindertagespflege-Navigator um einen Platz. Die Bewerbung ist nicht personen- sondern bezirksbezogen. Die Kinder der „Kinderbude“ kommen aus dem Umfeld der Einrichtung an der „Wolbecker“, in jedem Fall aber aus dem Innenstadtbereich, so berichteten die Betreuer Regina und Ralf im Interview.